nora gondro – trauerrednerin

ich lese, tanze, reise gern. tauche ein, in das leben und wieder auf, wenn es mich unterkriegt. unverblümt, ehrlich, menschlich. mit haut und haar höre ich hinter die kulissen.

in den jahren 2011 und 2012 ließ ich mich auf eine ausbildung zur trauerrednerin ein, entschied mich für die staatlich anerkannte weiterbildungseinrichtung für palliativ- und hospizpflege ZTL. in kleinem kreis erzählten wir uns von unseren erfahrungen, unseren begegnungen mit dem tod. dachten nach, überlegten, was der tod für uns bedeutet, taten grenzen auf, werteten videos von uns und unseren gehaltenen, manchmal über nacht geschriebenen reden aus, hörten einander zu, kritisierten, lachten und weinten gemeinsam. das ging tief. unter die haut.

auf diese ausbildung zur trauerrednerin wollte ich keinen moment der vergangenen jahre verzichten. sie schenkte mir wertvolle grundlagen, sicherheit, vertrauen auf meine grenzen zu hören, das wissen um den unterschied zwischen mitgefühl und mitleid und nicht zuletzt zeigte sie mir die notwendigkeit um inseln zum kopffreikriegen. danke herr dr. dittmar rostig!

ganz persönlich.

verrückt, wie die zeit vergeht. vor mehr als zehn jahren starb meine oma. sie war mein boden unter den füßen, mein wurzelwerk, mein halt, mein lieblingsmensch, dem ich alles anvertraute, der mir flügel schenkte und liebe. ganz viel liebe. es gab eine zeit, in der ich dachte, ohne sie könnte ich nicht sein. und nun geht es doch. irgendwie. jeden tag denke ich an sie. jeden tag vermisse ich sie. und doch anders als vor zehn jahren noch. denn die trauer verändert sich. mit der zeit. vergehen wird sie nie.

woran ich glaube…

ich glaube an vieles. zweifele manches an. ich glaube an das gute im menschen. an gerechtigkeit. ich glaube an das wertvolle im leben. an ehrliche arbeit und aufrichtigkeit. ich glaube, dass wir alle fehler machen und doch versuchen, immer alles richtig zu entscheiden. ich glaube an verschiedenheit. an leben und leben lassen. ich glaube an viele farben zwischen schwarz und weiß. an die kunst. an kultur, die das leben nährt. ich glaube an die liebe. daran, dass ich öfter loslassen sollte. mehr an mich und meine sinnvolle aufgabe glauben. und meinen weg gehen. wohin auch immer er mich führen mag… wissend, am ende dieses weges steht ganz sicher mein sterben und vielleicht wird es auch über mich ein erinnerungsbuch geben.

auf meiner beerdigung…

darf es gern chaotisch zugehen, sonst würde es meinem leben nicht entsprechen. ich wünsche mir, dass jemand aus meinem lieblingsbuch liest. dass menschen aus meinem leben erzählen, die mich kannten. dass lieder gespielt werden, die mir etwas bedeuten. am besten tanzen alle gäste dazu. jeder soll dann an mich denken können, wenn es passt, ohne ort oder zeit. deshalb möchte ich verbrannt werden und im friedwald unter einem baum begraben werden. dort, wo ich den wind hören kann. ich werde gern auf dieser welt gewesen sein. mit all seinen vorzügen und mit all seinen herausforderungen. natürlich werde ich nicht alles richtig gemacht haben in meinem leben, doch oft werde ich versucht haben, mich zu geben und all das, was ich hatte. manchmal wuchs ich über mich hinaus und manchmal fiel ich tief. und all das wird seine zeit gehabt haben. auch ich.